Poetry: Paddingtoner Abfahrten | clivejames.com
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Paddingtoner Abfahrten

Er mein Alter, sie das Alter meiner Tochter:
Vielleicht auch jünger. Ich sah sie küssen.
Sie drehte sich, verließ ihn an der Schranke.
Er blieb stehen, um ihr nachzublicken
den Bahnsteig entlang. Beide im Auge
taxierte ich seinen Blick, bis sie nochmals drehte,
ein Blick zurück. Da wusste ich Bescheid
über ihre letzte Nacht. Andernfalls hätte
seine erhobene Hand viel mehr gesagt
und die ihre auch. Sie tauschten nur Bestätigung
in Sachen Zeit. Diesmal, nächstes Mal. Sie waren
zusammen, obschon getrennt. Ich sah das alles.
Es war früh am Morgen. Er ging heim
Und sie ging heim. Warum ging er nicht mit ihr?
Wohl weil er nicht konnte. Mein Zug
Richtung Westen wartete, hin zu
etwas wärmerem Wetter, dorthin,
wo ich meine Gedichte über Verlust lesen würde,
obwohl ich eine Ewigkeit nichts verloren hatte,
was dem Gesehenen glich. Endgültig allein
ist nicht das gleiche wie jetzt allein, 
So wenig wie die Fernbleibende
der gleicht, die wiederkehrt. –
Gehen um zurückzukommen,
die Konturen der Erinnerung füllen
Bis zum wirklichen Abschied, wenn Tränen fließen
Und ihr Fernbleiben für immer bleibt.
 
Übersetzung Eckardt Buchholz-Schuster, Februar 2011

 

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