Schutzbeduerfnisse | clivejames.com
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Schutzbedürfnisse.htm

Klares Licht, wolkiger Sommermorgen,
an der Hand seines Vaters kommt
am Kai, wo ich schreibend sitze,
ein behinderter Junge vorbei.
Sein Vater taxiert mich beim Aufschauen;
um nicht ertappt zu wirken, schaue ich
statt wieder in die Bücher zu gucken,
belanglos in der Gegend herum, eine scheinbar
ganz normale Sache, oft praktiziert –
Fähren beobachten, die Menge sondieren.
Stumme Botschaft in des Vaters Augen:
„Sekunden nur Dein Blick auf meinem Jungen -
nichts gegen ein halbes Leben.“
Ja, dem Jungen geht es schlecht. So schlecht,
dass er beim Gehen einen Arm nach oben hält,
wie zum Schutz vor neuen Himmelsschlägen.
Sein Gesicht zeigt versteckten Schmerz.
Doch kann er uns nicht sagen, was es ist:
Nur dessen geheimen Namen stöhnen.
Die Nazis, die Spartaner, hätten ihn umgebracht.
Doch wo sind die Nazis und Spartaner jetzt?
Früh vorhanden war ein Gespür für Pflicht,
oder doch Gottes seltsame Wege:
Alexander folgend wurde
der behinderte Philipp Mitregent
auf dem Thron eines ganzen Reiches,
blieb in dieser Rolle eine Weile,
bis zu seinem gewaltsamen Ende,
Ausdruck der Machtgier eines anderen,
nicht fehlender Fähigkeit, sein Zimmer
in Ordnung zu halten.
Sie sind weg. Blicke wieder nach unten,
zwei konkurrierende Gedanken in meinem Kopf.
“Es ist so ungerecht, was kann ich tun?”
ist der eine. Der andere ist der, der schmerzt:
“Sei kein Dummkopf. Hat nix mit Dir zu tun.”
Eine Dame bittet um ein signiertes Buch.
Füge „Best wishes“ hinzu. -
Meine einzige gute Tat für heute. –
Während ich es ihr zurückgebe, tritt die Sonne
hinter ihr hervor. Ich halte einen Arm
nach oben.

Deutsche Fassung: Eckardt Buchholz-Schuster, Mai 2011

This poem in English

(TLS, December 8, 2006)